„Seit 50 Jahren dokumentieren Studien, dass Noten nicht so funktionieren, wie Menschen denken. Ich spreche aus, was wissenschaftlicher Konsens ist, auch wenn die Mehrheit noch nicht so denkt.”

Philippe Wampfler, Lehrer und Dozent an der Universität Zürich

Warum Montessori-Schulen ohne Noten auskommen

Was Philippe Wampfler oben ausspricht, erkannte Maria Montessori vor über 100 Jahren schon. Sie beschreibt das Notensystem sogar als Bestrafung (Das kreative Kind). Die Montessori-Materialien beinhalten immer Selbstkontrollen, die das Kind unabhängig von äußeren Kontrollen macht. Die Pädagoginnen und Pädagogen dokumentieren die Lernprozesse und –fortschritte der Kinder und Jugendlichen fortlaufend. Fühlen sich die Schülerinnen und Schüler sicher in einem neuen Wissensgebiet, zeigen sie diese ihren Lehrerinnen und Lehrern, was sie mit großem Stolz über ihre Leistung erfüllt.

„Besserung und Vervollkommnung treten und dann ein, wenn sich das Kind, so viel und so lange es will, üben kann.“

Maria Montessori, Das kreative Kind

Unsere Schülerinnen und Schüler erleben vom ersten Tag an, dass Neues ausprobieren immer mit Frustrationstoleranz und Fehlern zu tun hat. Fehler werden bei uns als Hinweise und Chancen, sich zu verbessern, gesehen. Fehler sind Helfer auf dem weiteren Weg zur Sicherung des zu Lernenden. So lernen die Kinder sich selbst einzuschätzen.
Ziffernnoten sind keine objektiven Hinweise auf den Wissensstand, denn sie spiegeln ja den Prozess gar nicht wieder. In unseren detaillierten und individuellen Rückmeldungen, sei es in der Freiarbeit oder auch in Lernstandsgesprächen, reflektieren wir die Arbeit und die Ziele. Natürlich fallen diese Reflexionen in Primar- und Sekundarstufe entsprechend der Entwicklungsstufe verschieden aus.

 

Zeugnisse gibt es doch – bei uns heißen sie IzEL

Zum Schulhalbjahr erhalten die Kinder im Gegensatz zur staatlichen Schule also kein Zeugnis mit Noten, sondern eine schriftliche Ausführung ähnlich einem Wortgutachten.
Dieser Brief ist an die Schülerin, den Schüler formuliert / gerichtet und beinhaltet für jedes Fach eine Rückmeldung über die Lerninhalte und die Arbeit der letzten Monate. Auch das Arbeits- und Sozialverhalten wird hier mit ausgeführt. Daneben erfolgt ein Ausblick auf das folgende halbe Jahr mit Nennung möglicher Zielvorstellungen.
Zum Schuljahresende erhalten die Kinder Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess in Anlehnung an das IzEL von Montessori Nordbayern e.V.

In dieser Dokumentation sind Beobachtungen zur Persönlichkeitsentwicklung, zum Sozial- und Arbeitsverhalten und zu Lernfortschritten in allen Fächern festgehalten.
Sie sind sowohl in Form von pädagogischen Wortgutachten als auch in einer kategorisierten Dokumentationsform abgefasst.

Grundlage hierfür ist die genaue Beobachtung des individuellen Lernprozesses durch die Pädagoginnen und Pädagogen und die feste Überzeugung, dass Leistungsmessung individuell erfolgen und deshalb auch mehr als nur zahlenmäßige Zensuren umfassen muss.

Zunächst schätzen sich die Kinder und Jugendlichen selbst ein; nachdem auch die Erwachsenen ihre Einschätzung vorgenommen haben, findet ein Gespräch zwischen Erwachsenen und der Schülerin, dem Schüler statt, um sich auf eine gemeinsame Einschätzung zu einigen.